Als impulsgebende Mitte bildet das Stadtschloss Weimar in Zukunft den Hauptsitz der Klassik Stiftung Weimar mit Räumen für Veranstaltungen, Ausstellungen, sowie Archiv und Verwaltung. Unter dem Projekttitel S100 arbeiten wir seit 2023 gemeinsam mit Heine Milder Architekten, Dresden und Naumann Wasserkampf Architekten, Weimar an der denkmalgerechten Herrichtung der Nord-, West- und Südflügel sowie der Ecke Ost des Schlosses.
Das Stadt- bzw. Residenzschloss in Weimar wurde in seiner fast tausendjährigen Geschichte mehrfach umgebaut und erweitert. Ein Großbrand im Jahr 1618 zerstörte die wichtigsten Teile des Schlosses. Eine Schlossbaukommission, der auch Goethe angehörte, befasste sich zwischen 1789-1803 mit dem Wiederaufbau der Dreiflügelanlage. Der 1913-14 hinzugefügte Südflügel gilt als letzter Schlossneubau in Deutschland. Der aktuellen Sanierung geht eine Studie aus dem Jahr 2008 voraus. Die Instandsetzung des Ostflügels und der Ecke Nord durch Brenne Architekten, Berlin und dem Architekturbüro tectum, Weimar begann 2018.
Die denkmalgerechte Instandsetzung der großzügigen Räumlichkeiten des Schlosses umfasst die Integration vielfältiger neuer Nutzungen in das Gebäude. Neben öffentlichen Bereichen für Veranstaltungen und Dauer- und Sonderausstellungen entstehen Flächen für den Verkauf von Souvenirs, Co-Working Space, die Büros der Verwaltung der Klassikstiftung und Räume für Forschung und Archiv. Ein Großteil der Räume soll nicht nutzungsdeterminiert sein, um hybride Bespielungen zuzulassen. Die vorhandenen Sanitärbereiche werden saniert und um Zusätzliche ergänzt.
Um den Anforderungen unserer Zeit zu entsprechen, werden die Räume medial bspw. mit Strom- und Internetzugängen erschlossen und der Brandschutz ertüchtigt. Nach dem Motto „less is more“ wird viel Wert darauf gelegt, nur minimal in den Bestand einzugreifen. Eine Besonderheit stellen die Lüftungsanlagen für die musealen Bereiche dar: Anstatt neue Lüftungszüge einzubauen, können die alten Kaminzüge genutzt werden.
Neben der Herrichtung der Innenräume werden Sicherheitsmaßnahmen an der Gebäudehülle getroffen, Einbruchschutz an den Fenstern und Türen ergänzt und die gesamte Fassade saniert.
Die Gestaltung folgt dem Prinzip des kleinstmöglichen Eingriffs in die Substanz und Nutzungen. Nach unserer Devise function follows form richten sich neu hinzugefügte Elemente nach den Vorgaben des Gebäudes und werden als Raumschale vor den Bestand gesetzt, feste Möblierung z. B. Vitrinen, Auslagen, Tresen oder Toilettenkabinen frei eingestellt. Fenster, Türen und Böden werden restauriert und nur wenn absolut notwendig erneuert. Ziel ist es, bewusst den Bestand und seine teilweise unbehandelten Oberflächen zu zeigen, um einen nachhaltigen und ausgewogenen Umgang mit vorhandenem und neuem Material zu finden und die Geschichtsträchtigkeit des Gebäudes in den Vordergrund zu stellen.
Wir freuen uns, Teil der spannenden Geschichte dieses besonderen Gebäudes zu sein und es für die Zukunft als Herzstück der Stadt Weimar zugänglich und zukunftsfähig zu machen!
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Auftraggeber: Klassik Stiftung Weimar
Bearbeitung: 2023-2033
Leistungen: Objektplanung Gebäude
ARGE: ALEXANDER POETZSCH ARCHITEKTUREN, Heine Mildner Architekten, Naumann Wasserkampf Architekten
Fotos: Johann Husser




