Die historische Fassung des Salons im Schauspielhaus Dresden war schon fast verlorengeglaubt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Haus durch Bomben und Feuer schweren Schaden. 1948 wurde das Gebäude wieder aufgebaut, allerdings verzichtete man auf die opulente Innenraumgestaltung der ursprünglichen Fassung von 1913 im Mischstil aus Neobarock und Jugendstil und verlieh dem gesamten Gebäude den Look der Nachkriegsmoderne. Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde begonnen, den Saal zu rekonstruieren, die Arbeiten wurden jedoch nie vollständig abgeschlossen. 2023 wurde im Rahmen einer Brandschutzertüchtigung mit dem Freilegen von vorgebautem Mauerwerk begonnen, wobei unerwarteterweise ein Großteil der ursprünglichen Raumfassung zum Vorschein kam. In enger Zusammenarbeit mit Restauratoren werden die Stuckprofile, Wandmalereien, Friese und Nischen der Fassung von 1913 erhalten, gesichert und stellenweise ergänzt und der Salon mit dazugehörigem Vorraum nun in seine ursprüngliche Form denkmalgerecht zurückgeführt. Die Fachleute arbeiten mit traditionellen Fertigungstechniken und historischen Handwerkspraktiken.
Doch nicht alles entspricht der historischen Fassung: Zwei neue Kronleuchter mit jeweils einem Meter Durchmesser zieren die Decke des Salons. Sie wurden von uns gemeinsam mit einem Fachplaner für Lichttechnik entwickelt, sind von ihren historischen Vorbildern inspiriert und doch als zeitgenössische Elemente erkennbar. Auch die dunklen Tresen, Tische und Stühle stehen im Kontrast zur geschichtsträchtigen Raumgestaltung.
Die Einrichtung folgt einem Leitprinzip, wonach alle neuen und funktionalen Teile ästhetisch zu den dekorativen historischen Teilen in Kontrast stehen. Die Gestaltung orientiert sich zugunsten der Einheitlichkeit am Vestibül und Besucherservice-Zentrum – ebenfalls Projekte aus unserer Hand.
Der Salon diente von Anbeginn als Restaurant- und Barbereich und wird diese Funktionen auch in Zukunft erfüllen. Zusätzlich ist der Raum von jetzt an mit professioneller Theatertechnik in Form eines kleinen Bühnenpodests, Beschallung und Beleuchtung ausgestattet, um den Ort ins Veranstaltungsprogramm des Staatsschauspiels mit einzubinden. Die Technik wurde in Bodenleisten und fester Möblierung gut versteckt, um die besondere Raumgestaltung nicht zu beeinträchtigen. Neben der rekonstruktiven Gestaltung wurde die Haustechnik vollständig erneuert, der Brandschutz ertüchtigt und die Raumakustik durch speziellen Putz an Deckenvoute verbessert.
Zu Beginn der Spielzeit im September 2024 wird der Salon des Schauspielhauses eröffnet. Bühne frei!
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Bauherr: Freistaat Sachsen v.d. SIB Dresden
Leistungen: Architektur, Innenarchitektur, Möbelplanung, Beleuchtungskonzept
Bearbeitung: 2023 – 2024
Titelfoto: Albrecht Voss; historische Fotografien (Quelle: Deutsche Fotothek)



