Ausstellung: Freiburg und Kolonialismus: Gestern? Heute!

„Freiburg und Kolonialismus – Gestern? Heute!“ lautet der Titel der Sonderausstellung im Augustinermuseum Freiburg, für die wir gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro pingundpong eine Szenografie entwickelt haben. Die Ausstellung widmet sich der Rolle der Stadt Freiburg im Breisgau und ihrer Bürger im Kolonialismus, vornehmlich der Kolonie Deutsch-Südwestafrika auf dem Staatsgebiet des heutigen Namibia. Ziel der Ausstellung ist es, ein Bewusstsein und eine Verantwortung für die Ereignisse der Vergangenheit und die heute spürbaren Folgen des Kolonialismus zu schaffen. Die Ausstellungsarchitektur und -Grafik findet eine Balance zwischen angemessenem Umgang mit der Thematik und Interesse weckender, ansprechender Gestaltung.

Inhaltlich gliedert sich die Ausstellung in sieben Kapitel, welche individuell gestaltet sind. Besucher:innen werden auf einem Rundgang durch die beiden Ausstellungsräume im Untergeschoss des zum Museum umfunktionierten Klosters geführt. Eine Stellwand am Ein- und Ausgang gibt die Richtung des Rundgangs an.

Im ersten Ausstellungssaal befindet sich ein Großteil der Stationen. Eine Supermarktabteilung mit Pop-Art inspirierter Gestaltung bedient sich klassischer visueller Marketingstrategien, um Besucher:innen anzulocken und sie anschließend mit dem Thema des Handels mit Kolonialwaren zu konfrontieren. Historische Exponate werden in echten Discounter-Regalen zwischen stilisierten Kakao-, Tee- und Reiskartons präsentiert, die die Problematik der kolonialen Ausbeutung und ihre Auswirkungen bis heute verdeutlichen sollen. Eine große Diorama-Vitrine thematisiert das Sammeln von Objekten aus den Kolonien und ihrer Mitnahme unter fragwürdigen Umständen sowie die Zurschaustellung der Kulturen. Die Präsentationsform entspricht dabei der Art, wie Unmengen an Artefakten auch immer noch in Europa ausgestellt werden und soll diese Praxis kritisch hinterfragen.

Eine bunt gekennzeichnete runde Fläche inmitten des Saals ist für Workshops, Lesungen und andere Veranstaltungen vorgesehen. Lange Tische aus Platten und Böcken unterstreichen den Workshop-Charakter und bieten Fläche für Exponate zum Thema Propaganda und Popularisierung der Kolonien. In gegenüberstehenden Spiegelwänden werden Besucher:innen und Exponate unendlich gespiegelt und provozieren eine persönliche Reflexion und Positionierung. Eine weitere Spiegelwand lädt zur Partizipation ein und darf mit Markern beschriftet werden.

Der zweite Saal widmet sich den Themen Krieg, Vertreibung und Genozid. Der Raum ist dunkel gehalten, die Vitrinen und Exponate streng angeordnet. Im hinteren Teil des Raums trennt eine Stellwand einen Ruheort vom Rest der Ausstellung. Für sensible Ausstellungsobjekte wurden eigens Visorkisten angefertigt, die den Blick auf das Exponat nur durch einen schmalen Spalt zulassen.

Die Ausstellungsarchitektur entstand unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, so sind viele der verwendeten Vitrinen aus Beständen und auch alle Neuanschaffungen lassen sich in Zukunft problemlos für andere Ausstellungen wiederverwerten.

Die Ausstellung lief vom 24. Juni 2022 bis zum 11. Juni 2023.


Auftraggeber: Augustiner-Museum Freiburg
Bearbeitung: 2021 – 2022
Leistungen: Ausstellungsarchitektur, Szenografie, Möbelplanung, in Kooperation mit Gestaltungsbüro pingundpong




Beim Betreten der Ausstellung wird der Weg vorgegeben und führt zunächst zu einem Zeitstrahl mit einem Überblick zu wichtigen Daten der Kolonialgeschichte.
Beim Betreten der Ausstellung wird der Weg vorgegeben und führt zunächst zu einem Zeitstrahl mit einem Überblick zu wichtigen Daten der Kolonialgeschichte.
Die runde Fläche in der Mitte der Ausstellung ist als Workshop-Space frei gehalten und mit Hockern bestuhlt. Die Ausstellungsarchitektur aus aufgebockten Tischen mit Exponaten unterstreicht den Workshop-Charakter und verdeutlicht die Aufarbeitung, die es bei diesen Themen noch zu machen gilt.
Die runde Fläche in der Mitte der Ausstellung ist als Workshop-Space frei gehalten und mit Hockern bestuhlt. Die Ausstellungsarchitektur aus aufgebockten Tischen mit Exponaten unterstreicht den Workshop-Charakter und verdeutlicht die Aufarbeitung, die es bei diesen Themen noch zu machen gilt.
Die große Vitrine ist gestalterisch angelehnt an Diorama-Vitrinen, welche bis heute in Museen und historischen Sammlungen verwendet werden um historische Artefakte aus den kolonisierten Ländern auf fragwürdige Weise zu präsentieren.
Die große Vitrine ist gestalterisch angelehnt an Diorama-Vitrinen, welche bis heute in Museen und historischen Sammlungen verwendet werden um historische Artefakte aus den kolonisierten Ländern auf fragwürdige Weise zu präsentieren.
Die abstrakte Gestaltung eines Supermarkt verweiset auf die Geschichte des Handels mit sogenannten ‚Kolonialwaren‘ und seine Auswirkungen auf unser heutiges Konsumverhalten, sowie die ungleichen Verhältnisse zwischen ehemals kolonisierten und kolonisierenden Ländern, die bis heute bestehen.
Die abstrakte Gestaltung eines Supermarkt verweiset auf die Geschichte des Handels mit sogenannten ‚Kolonialwaren‘ und seine Auswirkungen auf unser heutiges Konsumverhalten, sowie die ungleichen Verhältnisse zwischen ehemals kolonisierten und kolonisierenden Ländern, die bis heute bestehen.
Der Teil der Ausstellung, welcher sich den Themen Expansion und Krieg widmet, ist dunkel gehalten und streng gegliedert.
Der Teil der Ausstellung, welcher sich den Themen Expansion und Krieg widmet, ist dunkel gehalten und streng gegliedert.
Eine verspiegelte Wand lädt zur Reflexion und Partizipation ein. Hier können mit Markern Gedanken zur Ausstellung und der Thematik festgehalten werden.
Eine verspiegelte Wand lädt zur Reflexion und Partizipation ein. Hier können mit Markern Gedanken zur Ausstellung und der Thematik festgehalten werden.