Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e. V.

Die ehemalige Fabrik in der Dresdner Johannstadt hat eine lange Geschichte und schon viele Funktionen erfüllt. Ab 1921 wurde hier von der Firma Bruno Clauß Schokolade und Marzipan produziert sowie Kaffee geröstet. Ab den 1950er-Jahren wurde die Fabrik von dem VEB Karosseriewerk und dem anliegenden Plattenwerk zur Herstellung von Autoteilen und dem Gießen von Betonplatten für Plattenbauten genutzt.

Seit den 1990er-Jahren befinden sich in einem Teil des Gebäudes Ateliers, Proberäume und ein Tonstudio. Der andere Teil wurde von 1999-2000 vom Deutschen Kinderschutzbund e. V. als Jugendklub genutzt und stand anschließend leer. Nach einem Umbau ist im Juli 2023 das Integrative Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbund e. V. Ortsverband Dresden eingezogen. Im Gebäude befinden sich jetzt eine Beratungsstelle, Verwaltungs- und Konferenzräume, eine therapeutische Wohngemeinschaft, ein Jugendklub, Werkstatt und eine kleine Bibliothek. An der Fassade befinden sich Nistkästen für Vögel und Fledermäuse.

Die Gestaltung des Gebäudes zeigt die verschiedenen Zeitschichten und Nutzungen. Vorgefundene Strukturen wurden so weit wie möglich erhalten, punktuell erweitert und aufgestockt. Die Fabrikhalle ist von ihrem baufälligen Dach befreit worden und bildet jetzt einen Innenhof unter freiem Himmel. Der Schornstein ist als charakteristisches Merkmal des Areals erhalten geblieben.

Das alte Mauerwerk und die neuen Baustoffe sind an vielen Stellen unverputzt oder geschlämmt, damit man die alten Gebäudeteile von den neuen unterscheiden kann. Durch diese Art des Umbaus bleibt der Prozess des Wandels sichtbar und nachvollziehbar. Die neuen Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes können dadurch viel über die Geschichte des Gebäudes und über Architektur lernen.

Durch den Erhalt von einzelnen Gebäudeteilen, Mauerwerk und Fundamenten konnte ein nachhaltiger Umgang mit Rohstoffen bei der Sanierung und Erweiterung dieses Gebäudes sowie kosteneffizientes Bauen gewährleistet werden.

Als Begegnungsort für die Menschen des Stadtteils, als geschützter Raum für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien und als Wirkungsstätte des Kinderschutzbundes kann die Geschichte des Gebäudes nun weitergeschrieben werden.


Auftraggeber: Deutscher Kinderschutzbund e.V. Ortsverband Dresden
Bearbeitung: 2019-2023
Leistungen: Objektplanung Gebäude LPH 1-8
Fotos: Johann Husser




Am Mauerwerk des Innenhofs sind die Spuren der früheren Nutzung erkennbar.
Am Mauerwerk des Innenhofs sind die Spuren der früheren Nutzung erkennbar.
Vorher: die brach liegende ehemalige Fabrikhalle.
Vorher: die brach liegende ehemalige Fabrikhalle.
Nachher: Der neue Innenhof des Integrativen Familienzentrums.
Nachher: Der neue Innenhof des Integrativen Familienzentrums.
Auch im Innenraum sind die verschiedenen Zeitschichten am Material ablesbar.
Auch im Innenraum sind die verschiedenen Zeitschichten am Material ablesbar.
Der Schornstein wurde als charakteristisches Merkmal des Gebäudes erhalten und ist auch von innen sichtbar.
Der Schornstein wurde als charakteristisches Merkmal des Gebäudes erhalten und ist auch von innen sichtbar.
Das Tor und die Fenster der Fabrikhalle wurden ausgebaut, neu lackiert, mit Lochblech versehen und wieder eingebaut.
Das Tor und die Fenster der Fabrikhalle wurden ausgebaut, neu lackiert, mit Lochblech versehen und wieder eingebaut.
Der neue Innenhof von der Dachterrasse aus gesehen.
Der neue Innenhof von der Dachterrasse aus gesehen.