F.-A.-Brockhaus-Schule, Leipzig

Der Leipziger Stadtteil Mockau hat in den letzten Jahren einen starken Bevölkerungszuwachs verzeichnet, wodurch auch die Anzahl der Schulkinder gestiegen ist. Aus diesem Anlass wird der Komplex des Gymnasiums Friedrich-Arnhold-Brockhaus-Schule umfassend modernisiert, neu strukturiert und an die heutigen Anforderungen angepasst. Im Mittelpunkt stehen die Sicherung der Schulkapazität der Stadt Leipzig und die Umsetzung eines zeitgemäßen pädagogischen Konzepts. Die komplexe Maßnahme umfasst die Sanierung eines gründerzeitlichen Schulgebäudes sowie eines DDR-Typenbaus, die Teilmodernisierung der Hausmeisterwohnung im laufenden Betrieb und die Errichtung eines temporären Interimsgebäudes zur Sicherstellung des Schulbetriebs während der Bauzeit.

Das viergeschossige Schulgebäude wurde 1885 errichtet und ein Jahr später als 42. Bezirksschule in Betrieb genommen. Aufgrund des auch damals starken Bevölkerungswachstums folgte bereits 1901 ein Erweiterungsbau am südlichen Giebel sowie der Bau einer Turnhalle mit Hausmeisterwohnung und einem zusätzlichen Abort. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Nordflügel zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1953 unter Verzicht auf den gründerzeitlichen Fassadenschmuck zugunsten der reduzierten Formensprache der 1950er-Jahre. Eine Besonderheit bilden die verbauten Kelling-Decken, die erst 1951 zugelassen wurden. In den 1970er-Jahren wurde das Ensemble durch eine Plattenbauschule vom Typ Leipzig ergänzt. Außerdem wurden Türanlagen, Sanitärbereiche sowie Dach- und Bodenbeläge erneuert. Eine umfassende Sanierung des Gebäudes fand Anfang der 1990er-Jahre statt, verbunden mit der feierlichen Umbenennung in Friedrich-Arnhold-Brockhaus-Schule im Jahr 1993.

Im Zuge der Modernisierung erfährt das Gebäude eine grundlegende strukturelle Anpassung. Anstelle einer klassischen Flurschule entstehen Cluster: Unterrichts- und Aufenthaltsbereiche gruppieren sich um gemeinschaftlich nutzbare Flächen. Durch die Umstrukturierung des ehemaligen Mittelflurgrundrisses und Neuordnung der Räume entstehen vereinfachte Brandschutzanforderungen, die eine Nutzung der Verkehrsflächen als Aufenthaltsräume mit Einbaumöbeln ermöglichen.

Die Platzersparnis durch die Reduzierung der Flur-Flächen kommt vergrößerten Klassenräumen zugute. Funktionale Doppelbelegungen der Räume verkleinern den Raumbedarf insgesamt. So entstehen lebendige, flexible Lernlandschaften, die Offenheit, Kommunikation und konzentriertes Arbeiten gleichermaßen ermöglichen. Weitere Flächen werden durch die Vergrößerung der Fensteröffnungen im Keller geschaffen. Zusätzlich sind alle Lernräume barrierefrei erschlossen, der Brandschutz wurde ertüchtigt und die technische Gebäudeausstattung den aktuellen Anforderungen angepasst.

Die Gebäudehülle bleibt erhalten und wird durch einen behutsam abgestimmten Fensterentwurf ergänzt, wodurch die ursprüngliche Fassadenstruktur in ihrer städtebaulichen Wirkung bestehen bleibt. Gestalterisch liegt der Schwerpunkt auf einem bewussten Umgang mit vorhandener Substanz: Bestandsmaterialien wie die langlebigen Steinböden in Treppenhäusern und Fluren werden aufgearbeitet, bestehende Oberflächen werden weitestgehend erhalten und nur verändert, wenn es funktional notwendig ist. Farblich zurückhaltende Akzente markieren neue Eingriffe und ergänzen den Bestand.

Trotz seiner gründerzeitlichen Ursprünge steht das Gebäude aufgrund zahlreicher Eingriffe im Außen- und Innenbereich nicht unter Denkmalschutz. Die über die Jahrzehnte hinweg erfolgten Überformungen erfordern eine klare gestalterische Haltung im Umgang mit dem Bestand. Ziel ist es, die F.-A.-Brockhaus-Schule als identitätsstiftenden Ort im Stadtteil zu bewahren und zukunftsfähig weiterzuentwickeln – als offenes, inspirierendes Lernumfeld.

Auftraggeberin: Stadt Leipzig
Bearbeitungszeitraum: seit 2022
Leistung: Objektplanung Gebäude und Innenräume




Visualisierung der westlichen Fassade.
Visualisierung der westlichen Fassade.
Diese Visualisierung zeit eine mögliche Gestaltung des Innenraums.
Diese Visualisierung zeit eine mögliche Gestaltung des Innenraums.
Anstelle einer klassischen Flurschule entstehen Cluster: Unterrichts- und Aufenthaltsbereiche gruppieren sich um gemeinschaftlich nutzbare Flächen.
Anstelle einer klassischen Flurschule entstehen Cluster: Unterrichts- und Aufenthaltsbereiche gruppieren sich um gemeinschaftlich nutzbare Flächen.
Die Terrazzo Fliesen bleiben überall dort, wo es möglich ist erhalten.
Die Terrazzo Fliesen bleiben überall dort, wo es möglich ist erhalten.