FUNCTION FOLLOWS FORM

Der berühmte Leitsatz „form follows function“ hat die Architektur des 20. Jahrhunderts geprägt wie kein anderer und zu einer Revolutionierung unserer Art und Weise zu Bauen geführt. Das Prinzip hat zu einer Reduzierung auf das Wesentliche und Funktionale geführt und die bis dato übliche Dekoration und Ornamentik aus den Neubauten verschwinden lassen.

Wir leben in einer gebauten Umwelt, bestehend aus verschieden Zeitschichten und müssen feststellen, dass dieser Grundsatz beim zeitgemäßen Umgang mit Bestandsgebäuden kaum noch anwendbar ist. Bauen im Bestand heißt Bauen mit dem Bestand. Eine neue Nutzung oder Nutzungserweiterung muss den Regeln und Gegebenheiten des Bestands folgen und darf ihn nicht übernutzen oder konterkarieren. Ist ein Umbau zu radikal, kann man nicht mehr von Bauen im Bestand sprechen – es handelt sich dann um Bauen gegen den Bestand oder einen Neubau im alten Kleid.

In einer Zeit, in welcher Abriss und Neubau zunehmend in Frage gestellt werden, stellen wir diesen Satz auf den Kopf: function follows form. Folgerichtig ergibt sich der Grundsatz, sich am Bestand zu orientieren und die Funktionalität eines Gebäudes nach den vorgefundenen Gegebenheiten zu richten. Analyse, Verständnis und Angemessenheit sind die Prinzipien, die dem Umgang mit dem Existierenden zugrunde gelegt werden müssen, damit eine bestandverträgliche Einordnung unter Maßgabe von Ressourcenschonung gelingt.

Mai, 2024

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